Wicca als Brücke zwischen Alt und Neu: eine Chance

Universum Es ist eine Tatsache, dass Wicca in Gefahr läuft den Ruf einer „Teenie-Religion“ zu bekommen und das, obwohl genug Erwachsene diesen Pfad praktizieren. Doch seien wir mal ehrlich: vielerorts gibt es Wiccas die den Weg nach Reissbrett und Buchwissen wandern ohne sich tiefer damit auseinanderzusetzen. Deren Rituale statisch sind und deren Mysterien und Praktiken akribisch auf Wicca Standardwissen basieren, das unzählige Autoren in zunehmend uninspirierten, weil sich ständig wiederholenden Werken verbreiten.

Die Druiden gaben angeblich ihr Wissen früher nur mündlich weiter weiter, damit es lebendig bleibt. Wahr oder nicht: das wäre eine interessante Praxis, denn die meisten Wicca-Bücher haben nichts neues mehr zu bieten und jeder scheint nur noch vom anderen abzuschreiben, angereichert mit persönlichen Anektoden und „Zaubersprüchen“. Und etwas anderes, spannendes: obwohl die Lehren der Wicca eindeutig die Göttin und den Gott innerhalb des eigenen Wesens mit ansiedeln, verehren doch viele ihre Götter als übernatürliche und anzubetende Wesen. Nabeln diese quasi vom eigenen Wesen ab, so wie auch der christliche Gott von der Welt abgenabelt ist. Damit wird eigentlich selbst die Wicca „Charge of the Goddess“ herabgewürdigt, denn wie heisst es dort so schön: „….wenn Du das was Du suchst nicht Dir findest, Du es niemals im Aussen finden wirst“… Das trifft auch auf den Umgang mit den Göttern zu.

Dabei hat Wicca soviel mehr zu bieten, denn es ergibt sich die Chance einen kreativen und machtvollen Zugang zum göttlichen Selbst und den Wesen der Anderswelten zu erlangen, der nicht an starre Dogmen und Reissbrettrituale gekoppelt ist. Ein lebendiger Weg der Magie der die Brücke schlägt zwischen der Arbeit mit den Göttern im Innen und im Aussen, der somit die wahre Natur des Seins und die Allverbundenheit würdigt und der dennoch unser tiefes Sehnen nach „mehr“ und dem persönlichen Kontakt mit einzelnen, lebendigen Facetten der grossen Kraft befriedigt. Altes und modernes Verstehen reicht sich hier liebevoll die Hand und existiert nebeneinander. Die grosse Chance!

Für mich gibt es spirituell gesehen nichts schlimmeres als das Leben in einer imaginären Vergangenheit oder der Versuch sich mit der Naturreligion in eine Zeit zu versetzen, die so wie sie in der verromantisierten Vorstellung vieler existiert sowieso nie stattgefunden hat. Auch der Mythos von der „uralten Religion“ hat sich von selbst aufgeklärt. Ich persönlich kam erst kürzlich wieder an einen Punkt, an dem mir das was ich lernte nicht mehr genug war. Ich auch meine eigenen Erfahrungen und mein Wissen nicht mehr mit dem 08/15 Wicca vereinbaren konnte das ich einst erlernte und das ich als Basis und Lehrweg absolut in Ehren halte. Doch es ist ein toter Weg, wenn er in Gewohnheiten und Abläufen stehenbleibt, die Jahr für Jahr wiederholt werden und aus diesem Grunde darf er hier nicht stagnieren oder sich mit kleinen Variationen des ewig gleichen zufrieden geben.

Wenn Wicca es nicht schafft das Klischee zu brechen in das es derzeit hineinsteuert, und es sich nicht über Liebesrituale, Schutzmagie, Jahreskreisrituale, Tarotlegen und andere Vorstellungen erhebt, dann wird es irgendwann wieder zu einer Nische in die sich jene flüchten, die mit der Realität wie wir sie kennen nicht umgehen können und wollen. Das mag für diese absolut in Ordnung sein, für Wicca selbst als ernstzunehmende spirituelle Bewegung oder gar Religion wäre es der Anfang vom Ende und es würde sich einer ganzen Reihe von spirituellen Bewegungen anschliessen die in starren Strukturen ihre Überzeugungen vertreten und die das Erfahren auf das Erleben innerhalb ihrer begrenzte Wahrnehmung limitieren.

Bereits jetzt gibt es Grabenkämpfe in der Wicca- und Hexenszene in der manche ihren Weg als den besseren oder richtigeren sehen als den der anderen oder wo das Diskutieren über Götter und die Anderswelt zu einem infantilen Schwanzvergleich führt weil jeder die Weisheit mit dem Löffel gefressen hat, anstatt sich an der Vielfalt und Diversität des Ausdruckes der Göttin zu erfreuen.

Wicca ist eine einmalige Chance eine Religion zu etablieren, die innerhalb ihrer Struktur so offen und verbindend ist wie selten eine andere zuvor. Und die sich aufgrund des Wissens und der erfahrenen Mysterien nicht vor modernen Erkenntnissen und Quantenbewusstsein zu verstecken braucht. Doch dazu müssen wir die Götter in ihrer Gesamtheit willkommen heissen und uns über das gelernte Basiswissen hinaus erheben. Vor allem im Hier und Jetzt lebendig sein und mit lebendigen Gottheiten arbeiten. Kreative Magie leben und lehren und aus den tiefen Wurzeln der Tradition und der Weisheit heraus kraftvolle und blühende Bäume wachsen lassen, deren Äste bis in den unendlichen Kosmos reichen. Dazu muss die eigene Praxis und das eigene Erleben gefördert, und nicht das geschriebene Wort aus hunderten Hexenbüchern ähnlichen Inhalts als starre Vorlage gelebt werden. Die Göttin in ihrer Grösse und Liebe gespürt werden. In allem das ist und vor allem in sich selbst!

(c) Dreamdancer 08/08

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